Diskriminierung entsteht im Raum

Das Zusammenwirken mehrerer Unterdrückungsmechanismen, so wird der Bergriff Intersektionalität erklärt. Immer mehr Hochschul-Initiativen machen darauf aufmerksam, denn Diskriminierung entsteht im Raum.

Architektur ist integraler Bestandteil des öffentlichen und politischen Lebens und trägt somit eine erhebliche gesellschaftliche Verantwortung. Sie formt nicht nur äußerliche Gestalt, Konstruktion und Materialität, sondern ist auch ein Teil des öffentlichen und politischen Raumes. Auf diese Weise beeinflusst unser architektonisches Schaffen in welchem Maße verschiedene Formen der Diskriminierung verstärkt oder abgeschwächt werden. Jüngst wurde auch im ZDF darüber berichtet, dass es im Städtebau an einigen Stellen hakt.

Bei genauer Betrachtung der Lehrpläne scheinen Universitäten sich der Thematik der Intersektionalität nur teilweise bewusst zu sein. Dennoch gibt es ermutigende Beispiele: „Welche Verbindung besteht zwischen Kolonialismus, Sexismus und anderen Formen der Unterdrückung und der Lehre sowie Praxis der Architektur?“ Dies war auf einem Plakat zu lesen, das im Rahmen der Architekturjahresausstellung 2022 an der TU München zu einer Diskussionsrunde zum Thema „Intersektionale Architektur“ einlud.

Uni-Initiativen lenken die Aufmerksamkeit auf Intersektionalität Ich folgte dieser Einladung mit Neugier. Nach der Veranstaltung verließ ich diese mit einem Kopfschütteln, jedoch auch mit einer gewissen Euphorie: Das intersektional-feministische Kollektiv SOFT – School of Transformation hatte mir in eindrücklicher Weise vor Augen geführt, wie politisch unser Beruf ist. Im Hinblick auf Intersektionalität tragen wir als (angehende) Planende eine weit größere Verantwortung als nur durch die rein formale Gestaltung von Architektur.

Auch an anderen Universitäten wurden bereits Initiativen ins Leben gerufen, die für die doppelte oder mehrfache Diskriminierung in Architektur und Stadtplanung sensibilisieren möchten. An der TU Berlin wurde beispielsweise das ifa_diaspora am Institut für Architektur ins Leben gerufen. Es besteht hauptsächlich aus postmigrantischen und PoC-Studierenden und hat das Ziel, strukturellen und institutionellen Rassismus in der Architektur und der gebauten Umwelt aufzudecken, kritisch zu hinterfragen und abzubauen.

Die TU Wien setzt sich mit ihrem 2019 gegründeten CLAIMING*SPACES Kollektiv, bestehend aus Studierenden, Absolvent:innen, Lehrenden und Forschenden, dafür ein, intersektional-feministische Perspektiven in Architektur und Raumplanung zu fördern. Konferenzen, Wahlseminare und Summer Schools klären über die unsichtbaren Machstrukturen auf und erarbeiten Konzepte für Veränderung.

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