Interview

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© baukunst/Heike Küst und Hans-Christian Pedersen im ELEMENTS-Showroom in Siegen

“Gute Architektur erklärt sich von selbst”

Mit diesem Leitsatz vermittelt dieses ungewöhnliche Planerteam aus NRW einen klaren Anspruch für die Entwicklung eines Ausstellungskonzepts für Bäder und Sanitärprodukte. Basierend auf Erfahrungen aus dem Neurolinguistischen Programmieren, stellen Heike Küst und Hans Christian Pedersen gleich zu Beginn einer Planung die Frage „Was braucht das Gehirn, um dem geplanten Raum ein „JA“ zu geben?“ und entwickeln daraus ein räumliches Konzept, in dem dieser Anspruch architektonisch umgesetzt wird.

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Hans Christian Pedersen studierte in Detmold Innenarchitektur, war ein halbes Jahr in Barcelona und arbeitete im Anschluss bei einer Bürogemeinschaft in Hamburg. Seit 1996 ist er in Herford selbständig.

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Heike Küst ist selbständige NLP-Coachin und Kommunikationstrainerin mit 15 Jahren Berufserfahrung in beratender Tätigkeit im psychosozialen Bereich und einer Zertifikation im Neurolinguistischen Programmieren.

Beide arbeiten als gleichgestellte Partner an räumlichen Planungen. Für die bundesweit 268 ELEMENTS-Badausstellungen entwickelten die beiden ein allgemein anwendbares Konzept. ELEMENTS sorgt für die Beratung, Planung und im Zusammenspiel mit dem Fachhandwerk die Installation von neuen bädern und Badmodernisierungen. Bereits 40 Standorte wurden nach den Vorgaben des Teams Küst/Pedersen umgesetzt. 

Wie kam es zu dem Auftrag ELEMENTS-Ausstellungsräume zu gestalten?

Hans Christian Pedersen:
Zunächst erhielten wir über einen Kontakt die Anfrage für die Planung einer Ausstellung. Im Zuge dessen konnten wir zeigen, dass die neurobiologische Erfahrung von Frau Küst in Kombination mit unserem innenarchitektonischen Wissen als Ausstellungskonzept überzeugt. Auf Grund des überregionalen Erfolgs dieser Ausstellung folgte ein Gestaltungswettbewerb für sämtliche Showrooms. Hier konnten wir uns mit unserem Konzept durchsetzen. Klare Kostenvorgaben wurden hierbei genauso berücksichtigt wie die Anwendbarkeit des Konzepts auf unterschiedliche Ausstellungsräumlichkeiten. Mittlerweile sind 40 der bundesweit 268 Ausstellungen nach unserem Konzept umgestaltet worden – und weitere bereits in Arbeit.

Womit beschäftigt sich die Neurobiologie und welche Erkenntnisse nutzen Sie in Ihrem Ausstellungskonzept?

Heike Küst:
Zu den in der Neurobiologie untersuchten Fragestellungen zählen unter anderem die psychologischen Grundlagen der Wahrnehmung. Beim Betreten eines Gebäudes scannt das Unterbewusstsein jedes Menschen den Raum, den er betritt. Aus diesem Grund sollte der erste Eindruck positiv sein, Orientierung vermitteln und es sollte ein Gefühl von Home-Senses entstehen. Eine Ausstellung muss eine Vielzahl von Kunden mit von Natur aus unterschiedlichsten Empfindungen und Bedürfnissen ansprechen. 

Diese lassen sich grob in folgende Bereiche aufteilen:

Der Maximierer: schätzt ein großes Angebot
Der Minimierer: ist mit zu viel überfordert

Wichtig ist zudem die bewusste positive Aktivierung der Sinne:

Visuell: der Kunde muss optisch begeistert werden
Auditiv: ein positives Gefühl zum Produkt entsteht über angenehme
Kinästhetisch: Berührung oder Bewegung sorgen für ein positives Gefühl zum Produkt

Wie wurden diese Erkenntnisse in Ihrem Planungskonzept umgesetzt?

Heike Küst:
Besucher unserer Räume, ob Bauherr, Architekt oder Handwerker, müssen sich bei Betreten der Räume sehr schnell und intuitiv die räumliche Anordnung der Ausstellung vorstellen können. Das beginnt schon im Eingangsbereich. Ein auf diese Art geschaffener Überblick gibt Sicherheit und erleichtert emotional den Zugang zur Ausstellung. Als Konzept haben wir eine Mischform der Produktpräsentation entwickelt, in der sich jeder der genannten Kundentypen wiederfinden kann. Ein Gast oder Kunde sollte sich bei seinem Besuch der Räumlichkeiten sofort orientieren können. Signale wie Ganggröße, Bodenbeläge oder Sichtachsen eröffnen eine mögliche Richtung, um die Ausstellung zu entdecken.

Wie sind Sie mit diesen Vorgaben architektonisch umgegangen?

Hans Christian Pedersen:
Wir haben ein Konzept mit 3 Sichtachsen und einem Fenster im Lounge-Bereich entwickelt, die den zugrundeliegenden Erkenntnissen entsprechen und in die drei Bereiche LOUNGE, KOJE und SYSTEM weisen. Der Kunde kann sich also schon beim Betreten der Ausstellungsräume schnell orientieren und sich seinen Weg durch die Ausstellung selbst bestimmen. Die Materialien wurden entsprechend der elementaren Kundenbedürfnissen ausgewählt: Ehrlichkeit und Freundlichkeit. Ein Betonboden muss aus Beton und eine Eichentheke aus echtem Holz sein. 

Inwiefern wurden die von Ihnen entwickelten Ausstellungsräume auch für Architekten und Kunden konzipiert? 

Hans Christian Pedersen:
Der Architekt sucht in der Produktvielfalt dieser Ausstellungen in erster Linie nach passenden Objekten für seine Sanitärplanung. Hier ist es wichtig, dass er sich mit seinen Kunden frei bewegen kann und schon im Bereich der Kojen Beispiele mit verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten findet. Im Systembereich mit der „Werkbank“ bietet die Ausstellung genügend Platz, um eigene Beratungsgespräche zu führen. Hier kann man Pläne ausbreiten, dem Bauherren die angedachte Badgestaltung erläutern und Produkte individuell zusammenstellen. Auch findet man hier Beispiele, um Toiletten- und Waschtischhöhen festzulegen, Duschgrößen zu bestimmen und vieles mehr. Durch direkten Kontakt zum Loungebereich sind Beratungen durch das Fachpersonal auf kurzem Wege möglich.

Raumbeschreibung

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Eingang – Um die positive Wirkung des Eingangsbereichs zu verstärken, wurden die Nischen im Eingangsbereich elegant mit wenigen ausgewählten Produkten gestaltet. Dies löst ein „Must-Have“-Gefühl aus. Das Blütenlogo über den Nischen unterstreicht zudem den Wiedererkennungswert der Ausstellungen und wird vom Kunden mit dem positiven „Must-Have“-Gefühl verbunden.

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Lounge – Der zentral gelegene Informationsbereich für die Beratung ist mit einem warmen Holzfußboden belegt und wurde etwas versetzt angeordnet, um einen räumlichen Abstand zu gewährleisten. Fachpersonal steht hier für Rückfragen zur Verfügung. Ein Wartebereich mit Kaffeemaschine und Getränken lädt zum Verweilen ein.

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Kojen – Point of Emotion. Der Ausstellungsbereich für alle Kundentypen – wobei der Maximierer seine gewünschte Menge an Produkten im systembereich findet. Die Breite der Hauptgänge, durch die der Kunde sich bewegen soll lässt mit 1,90 m genug Raum für zwei Personen nebeneinander. Auch die Farbgebung lenkt den Kunden in die gewünschte Richtung. Die erste Koje ist in einem dunkleren Grün gestaltet. Diese Farbe beruhigt und entschleunigt. Die einzelnen Kojen simulieren eine Vielzahl von Badsituationen und vermitteln Lösungen in verschiedenen Ausstattungsqualitäten.

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Systembereich – Ein Ausstellungsbereich für Maximierer und Kinästheten. Am Ende des Ganges wird es eher technisch. Verschiedene Formen und eine große Anzahl an Varianten eines Produkts werden in unterschiedlichsten Oberflächen nebeneinander zum Vergleich ausgestellt. Hier wird der Kunde am Ende der Ausstellung in einen „Systembereich“ mit der „Werkbank“ geführt. Der Besucher kann hier Produkte für sein Bauvorhaben individuell zusammentragen und diese gestalterisch und preislich vergleichen.

https://youtu.be/XHAUnBd6A3c
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Jan Vollmer im ELEMENTS-Showroom in Siegen

Herr Vollmer, Sie führen einen Fachgroßhandel für Gebäude- und Umwelttechnik. Was zeichnet Ihre ELEMENTS Ausstellung in Siegen aus? 

Mit der Gestaltung der Räume in Siegen wurde das ELEMENTS-Ausstellungskonzept der Planer Küst/Pedersen in einem der ersten der 268 Showrooms in allen Details umgesetzt. In Absprache mit den Planern und mit Hilfe unseres engagierten Fachberaters Michael Simon ist es gelungen das Konzept so zu perfektionieren, dass der Besucher durch praktische Elemente wie Waschtisch- und Toilettenhöhen, Duschgrößenmodulator, Dachschrägensimulator und vieles mehr auf alle Fragen rund um das Bad eine Antwort findet. Das hat sich schnell herumgesprochen. Heute ist das Kundeninteresse in unseren bundesweiten Showrooms so groß, dass ich Ihnen empfehle, vorab einen Termin in einer unserer ELEMENTS-Ausstellungen zu vereinbaren. Dann kann sich das ELEMENTS-Team die Zeit nehmen, um Sie umfangreich und kompetent zu beraten.

Jan Vollmer
Geschäftsleitung
Wesco KG

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https://www.elements-show.de/

Tel: +49421-40893350

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